Aktuelle und Willkommen!

Nehmen Sie sich zeit für spannende texte und schöne bilder.


 23. Juli 2024

 

GEDICHT ZUM DIENSTAG

 

Am Feuer

 

Ich fege im Forst

des Grafen

das Laub ich kehre

die staubigen Nadeln

der Kiefern

ich halte

mit spitzen Lippen

das knackende Feuer wach.

Ich lege Zapfen nach und

schärfe mein Fühlen mit

Wein bis das Knacken qualmt

dann erlischt gut so bin ich

unsterblich bin ich müde kann

schlafen gehn.

 

aus Ursula Maria Wartmann: Am Ende der Sichtachse, edition offenes feld 2022


20. Juli 2024

 

Wallfahrten in Werl

 

Knapp 30 Minuten von Dortmund entfernt - und ein völlig anderer Film. Die imposante Wallfahrtsbasilika lädt Pilgernde von nah und fern zur Anbetung der Muttergottes Maria ein; man kommt per Pedes, PKW und Bus. Oder ist mit dem Radl da ... Heute verlief auch die NRW-Radtour durch Werl: 1400 Menschen hatten sich dazu angemeldet und waren auch da - trotz weit über 30 Grad. Chapeau!


Im Tonstudio von Jan Primke gab es schon einmal eine wunderbare Zusammenarbeit, als ich Lyrik dort eingelesen habe.

19. Juli 2024

 

Drei Kinder ...

 

und ein kleiner Hund - auf unserer Facebook-Seite haben wir es schon angekündigt . Demnächst kann man vier Folgen als Podcast hören, die ich im Tonstudio einlesen werde.

 

Eine Facebook-Seite für unser Kinderbuch, die immer wieder gerne aufgerufen wird.



16. Juli 2024

 

Der Knappenberg in Oberhausen

 

und weitere Oberhausen-Erinnerungen ...  (Vielleicht macht das Alter ein wenig sentimental). Unter der Rubrik Textproben: "Heimat - alles passt!" gibt's mehr zum Thema Heimatstadt.

 

Und hier mehr zum Thema Knappenberg:

 

Einfach klicken und runterladen.

AUD-20240716-WA0004.mp3
MP3 Audio Datei 6.0 MB

12. Juli 2024

 

Grillen unterm Sonnenschirm ...

 

macht Spaß!

Auch wenn's regnet, die Schnecken Schaulaufen, und das Thermometer gerade mal 16 Grad erreicht. Hatte trotzdem was.


10. Juli 2024

 

Die Erde bebte

 

als Abertausende von Fußball-Fans aus den Niederlanden durch die Stadt Richtung Stadion liefen: "Hup Holland hup" als Mutmachlied auf den Lippen und dieser spezielle von "Rechts-nach-links-Gang" in den Straßen - wie eine Wellenbewegung der (noch!) gut gelaunten Massen. Auch wer keine Fan ist - wie ich - konnte sich von diesem Phänomen mitreißen lassen; noch nie waren so viele Gäste (allein gut 100 000 !) aus Holland zu einer Meisterschaft angereist. Aber, ganz wie im richtigen Leben: Schön und nicht so ... liegen nah beieinander.


8. Juli 2024

 

St. Anthony-Hütte in Oberhausen: Wiege der Ruhrindustrie

 

Früher, ab 1758, floss hier das erste Roheisen des Ruhrgebiets. Hier und heute erzählen Dauerausstellungen drinnen und draußen vom spektakulären Start der Eisen- und Stahlindustrie und dem Leben der hart arbeitenden Malocher und ihrer Familien.

Momentan sind drei weitere Ausstellungen zu sehen: Draußen "Pottglühen" des Oberhausener Fotografen Carsten Walden. Und drinnen "Heile Welt ...?" - Fotos aus den Bildarchiven des Ruhrgebiets zum Kinderleben zwischen 1900 bis 1960. (Für mich als 1953 in Oberhausen geborenes Nachkriegskind besonders interessant!). Schließlich sind Fotografien aus den 1920er und 1930er Jahren der früh verstorbenen Anne Winterer zu sehen: Sie zeigen Alltagsszenen aus den längst vergangenen Zeiten zwischen den beiden großen Kriegen.

St. Anthony-Hütte: Sehr spannend. Sehr empfehlenswert.

Von Interesse vielleicht auch der unten stehende Text zum Schlackenberg in Oberhausen.

Ursula Maria Wartmann für "fluss_laut" -

die digitale Anthologie des Netzwerks Literatur Rheinland auf Instagram.

 

Monte Schlacko sagt man zu ihm. Als sie ihn im vergangenen Oktober in Oberhausen besucht, liegt er da wie ein gestrandeter Wal. Der Knappenberg ist der Berg ihrer Kindheit. Als sie Anfang der 1960er dort zu spielen begann, schien er ihr wie ein schlafender Riese. Es gab Pfade nach oben und junge Birken und ruppige Sträucher. Wildkräuter hatten sich ausgesät, Moose gab es und sperriges Efeu, über das sie stolperten, wenn sie sich in aller Eile voreinander versteckten. Von ihren Ersparnissen hatten sie sich Taschenlampen gekauft, in einem Kiosk an der Mülheimer Straße. Die konnte man auf grün und rot stellen und auf Blinklicht, mit dem sie sich vor Feinden warnten – der Bande aus der Straße am Friedhof, die den Monte Schlacko und auch die Henkelmannbrücke für sich haben wollte. Sie kämpften gegeneinander. Sie hatte aus dem Fundus eines Cousins, ein paar Jahre älter als sie, ein Fahrtenmesser bekommen. Es war sehr scharf und steckte in einer Scheide aus hartem hellem Leder. Sie war stolz drauf und fühlte sich unbesiegbar. Benutzt hat sie es nie.

 

Schutt und Zementbrocken, Ziegel und Moniereisen waren nach dem Krieg auf den Monte Schlacko verfrachtet worden, dorthin, wo sie jetzt, im Spätherbst, auf gut einhundert Metern über NN in der Oktobersonne stand. Sie hatte davon lange nichts gewusst, erst im letzten Jahr zufällig davon erfahren. Das also war der der Berg ihrer Kindertage: Ein Schlacke-Abraum-Mix der Zeche Oberhausen und der Gutehoffnungshütte (GHH). Und eine Million Kubikmeter Schutt obendrauf – Trümmer von 10 000 Oberhausener Häusern, die während der Bombardements im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche gelegt wurden. Noch gegen Ende des Kriegs trieb man ein Stollensystem ins innere Mark des Schlackebergs – einen Luftschutzbunker. Auch das hatte sie bis vor kurzem nicht gewusst. Es gehörte zu dem ungeheuren monströsen Schweigen des Nachkriegs, dass fast alles ungesagt blieb.

 

Einige aufragende Skulpturen, aus Eisen, aus Stahl, fand sie jetzt vor, Zeichen und Symbole aus Pflastersteinen waren am Berg installiert worden. Industriekultur. Rätselhaft kam sie ihr vor, archaisch. Von dem fünfzehn Meter hohen Aussichtsturm waren Gasometer und Neue Mitte zum Greifen nah. Ein später Admiral saß auf einem sonnenwarmen Stein. Sie bewunderte seine prägnante Zeichnung, die filigranen Flügel. Seine Unerschrockenheit, als sie die Hand neben ihn legte.

 

Sie kommt noch einmal zurück, da ist es November; der Tag ist kühl und regnerisch, der Himmel liegt grau wie ein Laken über der Stadt. Es ist kalt geworden, bald beginnt der Advent. Nicht weit von hier, unten in der Schillerstraße, entzündete ihr Vater Jahr für Jahr die erste Kerze am Adventskranz. Kurz vor dem Tod ihrer Großmutter, sie starb 1968, wurden eines Winters plötzlich riesige Mengen an duftenden Orangen in die alte Jugendstilvilla geliefert: Aus Israel! wurde geraunt oder stolz verkündet, eine Sensation jedenfalls. Ihre Großmutter schälte sie mit ihrem Kartoffelmesser, das im Lauf der Jahrzehnte dünn wie eine Rasierklinge geworden war; abends in ihrem Ohrensessel, wo sie breitbeinig saß, das dunkle Kleid über den Knien, eine selbstgestrickte Decke aus hellem Garn; den Teller mit einer Orange hatte sie in den Schoß gestellt. Heute lag sie zusammen mit den anderen im Familiengrab. Katholischer Friedhof, Marienfriedhof; auch nicht weit von hier; auch der Name ihres Sohnes war dort in Stein gemeißelt, Willi war im Krieg gefallen, in Russland.

 

Es hatte noch eine Klarinette von Onkel Willi gegeben. Halbherzig hatte sie damals versucht, sie zu spielen, hatte die Lippen nachdenklich um das Mundstück gelegt. Onkel Willi – wer hatte das Foto gemacht? – hatte in dem Wohnzimmer, in dem sie sich selbst später am Klavier versuchte, in einem schweren Sessel eine Zigarette geraucht, sein rechtes Bein hing über der Lehne, und vergnügt in die Kamera gelacht. Komplize. In dieses Gesicht hatte sie sich das erste Mal in ihrem Leben verliebt ... Da vorn, die zwei Türme der Marienkirche. Dort hatte sie genau wie ihr Onkel und die anderen die Erste Heilige Kommunion erhalten. Nachts hatte sie das Foto ans Herz gedrückt; sie hatte es heimlich aus dem Album genommen. Niemand hatte je wieder danach gefragt.

 

Als sie die Trümmer zum Berg schafften, war sie noch nicht auf der Welt. Sie schütteten den Berg mit Bauschutt und Bildern und zersplitterten Schränken und zerbeulten Töpfen und Steinbrocken und vielleicht auch den Kinderbüchern von jenen zu, die im Schützengraben die Stirn in die schwarze Erde drückten.

 

Aus denen dann damals das Leben entwich - wie ein Hauch über den Wassern von Rhein und Ruhr.

 ***

... und weiter nach Rees am Niederrhein, uraltes Hansestädtchen von 1228, am 16. Februar 1945 von den Alliierten zu 76 Prozent zerbombt. Es war kaum möglich, die brennende Stadt zu löschen - zu viele Häuser standen in Flammen. Zudem war die örtliche Feuerwehr nicht vor Ort; sie war an dem Tag in ... Oberhausen im Einsatz!

... und dann noch der Besuch von Orsoy mit seinem malerischen Zentrum. (Unterwegs ein uralter Friedhof; die Halde Rheinpreußen; zur Nacht der Blick auf die mächtige Skulptur "Rheinorange" inmitten der Industriekulisse - genau dort, wo Rhein und Ruhr sich treffen). Früheste Erwähnung Orsoys in einer Urkunde der Abtei Hamborn um 1200.

Duisburg liegt direkt auf der Rheinseite gegenüber, von hier aus mit der Fähre wunderbar zu erreichen. Neben dem umstrittenen Steinkohlekraftwerk liegt eines der besten Fischrestaurants ever, jawohl: Der Walsumer Hof. Eine spannende eher bizarre Kulisse im momumentalen Schatten des Kraftwerks. Ach, Vater Rhein: längster und sagenumwobenster Fluß Deutschlands.  UNESCO-Welterbe mit dem Oberen Mittelrheintal. Kein Fluss wurde mehr besungen.


3. Juli 2024

 

Sommer auf dem Balkon