Hier finden Sie Einträge von Januar bis Juli 2020. Ab August geht es weiter unter 2020.2.
31. Juli 2020
Der Bourbon des Grafikers ...
ist immer noch ein verdammt gutes Buch, das gerne noch ein bisschen Fahrt aufnehmen könnte, um dem Verleger und der Autorin ein kleines Zubrot einzubringen, womit
man dann zum Beispiel einen Pott Farbe und wirklich gute Spachtelmasse kaufen könnte, um zum Beispiel zumindest hier (siehe links) dem verdammten Zahn der Zeit ein Schnippchen zu schlagen, wenn
das schon sonst nicht klappt zum Beispiel bei einem selbst als leise bröckelndem Gesamtkunstwerk, und man sich vor lauter Verzweiflung schon vor sechs Uhr abends einen Bourbon hinter die Binde
kippt und sich einmal mehr um Kopf und Kragen redet, dabei hätte man doch verdammt nochmal Besseres zu tun. Zum Beispiel ein paar neue Geschichten schreiben. Oder Gedichte. Oder beides.
Jedenfalls schreiben.
Zum Beispiel so etwas wie "Schluss für heute" aus "Der Bourbon des Grafikers", edition offenes feld 2019
(Lesezeit 10 Minuten)
"Mark war wieder einmal zu spät, nach der Lungenembolie vor einem halben Jahr war er immer und überall zu spät, so kam ihm das jedenfalls vor; er verzweifelte an sich selbst damit, konnte es aber nicht ändern. Er hoffte, dass Gisa sein Zuspätkommen nicht auffallen oder es zumindest unkommentiert lassen würde. Gisa war um die dreißig; massig mit den breiten Schultern einer Schwimmerin, und obwohl sie fast jeden Abend in der Schulaula ihre Sportkurse gab, wurde sie um den Bauch und die Hüften herum langsam fett. „Hepp, hepp, Leute!“, rief Gisa und klatschte in die Hände, „keine Müdigkeit vorschützen, jetzt geht es dem Weihnachtsspeck an den Kragen!“
Ihre Haut war glatt und braun, sie benutzte die Sonnenbank, sie hatte eine CD von Abba eingelegt und führte die Runde an, die in einer Art Polonaise durch den Raum lief. Siebzehn Frauen und Männer, niemand jünger als Mitte fünfzig, die meistens mit müde hängenden Mundwinkeln und alle auf die eine oder andere Art lungenkrank. Gisa trug eine hautenge Sporthose, in der sich ihre Scham vorwölbte; die Hose war grau und hatte weiße Seitenstreifen und endete knapp unterhalb des Knies. Oben trug sie ein knappes hellblaues Achselhemd, darunter einen BH mit transparenten Trägern. Das Shirt war so eng, dass es sich in die Falten setzte und den Bauchnabel betonte. Sie schien die Blicke nicht zu merken, die sich ein paar tuschelnde Frauen zuwarfen, sie war vielleicht ein bisschen fett, aber sie hatte Power, und das würde sie allen jetzt zeigen. „Die … Han-teln“, schrie sie nach dem zweiten Abba-Lied, „und die … Bän … der.“
Ihre Stimme klang heiser und gleichzeitig geschmeidig, verkommen irgendwie, als würde sie zuviel trinken; sie zog die Silben lang wie eine Marktschreierin an einem Kirmeskarussel. „Die Han-teln, die Bän-der – und los geht’s …“
Sie trabte zur Seite, nahm einen Schluck aus der Sprudelflasche und wühlte in den CDs.
Mark schnürte umständlich seine Sportschuhe und stellte die Stiefel unter die Garderobe mit den abgewetzten Rollen. Er atmete leise durch die Nase, als könne er sich dadurch unsichtbar machen. Wie üblich gelang das nicht. Gisas hohe Stimme gellte durch den Saal: „Naaaa, junger Mann. Wieder mal im Stau gesteckt?“
Die ersten kamen schon mit ihren Hanteln und Bändern aus dem Nebenraum und feixten, als Mark sich etwas zittrig von der Holzbank erhob: ein schmaler fast siebzigjähriger Mann mit einer Goldrandbrille, der Lyrik, alte Stummfilme und seine Katze liebte und im letzten Sommer nur knapp mit dem Leben davon gekommen war. Er versuchte ein unbestimmtes Lächeln in Richtung dieser merkwürdigen Frau, deren Äußeres ihn abstieß und gleichzeitig faszinierte. Wie konnte es sein, dass jemand jede Schwäche des Körpers zur Schau stellte, statt sie zu verhüllen? Konnte es sein, dass diese Frau kein Gespür dafür besaß? So wie er sein Gespür für die Zeit verloren hatte?
Er lief an der Seite mit den meterhohen Spiegeln entlang, um sich eine Hantel und ein Band zu holen, musste an Gisa vorbei und versuchte, sich wieder unsichtbar zu machen – nicht ganz einfach, wenn man sich im Spiegel quasi verdoppelte. Er murmelte eine Entschuldigung. „Schon gut“, brummte Gisa, „kann ja mal passieren“, und er drückte sich an ihr vorbei, erleichtert, da sie generös übersah, dass ihm das eigentlich jedes Mal passierte. Er überlegte, ob sie hatte nett sein wollen, oder das einfach nicht präsent hatte, schnappte sich zwei Ein-Kilo-Hanteln und ein rotes Gummiband, und unterdrückte wie jedes Mal den Gedanken an die vielen schweißigen Hände, durch die sie ständig gingen: Tag für Tag, Woche für Woche. Jahr für Jahr.
Er reihte sich mit einem geschickten Seitenschritt in die Runde ein, hinter dieser freundlichen Frau mit dem gemütlichen Gesäß, dessen Schaukeln von links nach rechts ihn allein beim Zusehen beruhigte. Er mochte diese Frau, sie war so …, so warm. Sie mochte sechzig Jahre alt sein, sie trug keinen Ehering. Ihre Turnschuhe in einem schrillen Hellgrün wirkten wie an ihr wie ein Fremdkörper. Die Schuhe hatte es neulich in drei verschiedenen Farben in einem Discounter gegeben. Mark waren sie auch aufgefallen, aber er war zu altmodisch, um Klamotten vom Discounter nicht peinlich zu finden.
Auf ihrer schwarzen Jogginghose waren Schlammspritzer zu sehen. Sicher war sie in den Sportsachen aus dem Auto gestiegen und über den unbefestigten Parkplatz zur Aula gelaufen.
Draußen nieselte es, die erste Januarwoche war grau und dunstig, mit fast zehn Grad viel zu warm. Die Frau, Sabine hieß sie, schien schon lange dabei zu sein. Sie hatte Augen in einem warmen freundlichen Veilchenblau. Sie und drei andere Frauen waren irgendwie befreundet, jedenfalls tauschten sie jedes Mal private Neuigkeiten aus.
Gisa hatte einen Schlagermix ausgesucht, mein Gott, Mark verabscheute dieses Gedudel. Allen Ernstes stimmte gerade jemand eine Coverversion von Ein Bett im Kornfeld an. „Uuund das linke Knie, uuund rechts, und die Schultern nach unten …“ Sabine und ihre Freundinnen rissen so beiläufig die Beine hoch, als würden sie gar nicht zu ihnen gehören, und plauderten angeregt weiter, als würden sie bei strahlendem Sonnenschein durch einen Kurpark flanieren, ganz und gar unbehelligt – erst recht von einer wie Gisa. „Uuund die Arme dazu, die Han-teln bitte, uuund hoch und rück und zur Seite. Gleich-zei-tig, meine Lieben …“
Gisa Worte peitschte durch den Raum wie Pistolenkugeln. Die unterdrückte Wut befeuerte sie, sie drehte die Musik lauter, stampfte den Takt dazu. Die Gruppe war nur kurz beeindruckt, doch man stellte ein bisschen good will und mehr oder weniger Gelenkigkeit zur Schau. Mark – sein Credo war, dass er egal wie von der Sportgruppe profitieren wollte – hatte mit einigen anderen konzentriert mitgemacht und stellte sich schwer atmend an den Rand, dorthin, wo eine Menge Stühle gestapelt waren. Er versuchte, sein Herz zu beruhigen. Teufel noch mal, diese verdammte Embolie. Er senkte den Kopf, die knotigen Hände flach auf die Kniescheiben gelegt und rang nach Luft. Er dachte das, was er in genau diesem Moment immer dachte: Wahrscheinlich konnte er von Glück sagen, wenn er noch ein paar leidlich gute Jährchen hätte. Diese Embolie hatte ihn aus dem Gleis gekickt.
Aus den Augenwinken sah er Sabines breites Becken heranschaukeln, er sah hoch und rückte die Goldrandbrille zurecht, suchte ihren Blick und empfing ihr mitfühlendes Veilchenlächeln wie eine Hostie. Er fühlte das, was er jedes Mal bei ihrem Lächeln fühlte: etwas Glück rieselte durch seine Adern, leicht wie Schnee, eine kleine Portion nur, die ihn aber, das wusste er, über die nächste Woche tragen würde: Jeden Abend würde ihn dieses Lächeln wärmen, wenn er es sich zurück ins Gedächtnis rief. Dann war Sabine vorbei, Gisa hatte zur Pause gerufen und alles schlenkerte mit Armen und Beinen und lief quer und kreuz über das abgewetzte Parkett.
„Uuund … jetzt … die Stühle …“ Gisa dreht die Musik leiser. Der Geräuschpegel in der Gruppe war hoch geworden, bis auf Mark und zwei, drei andere waren alle miteinander im Gespräch. „Die Stühle, liebe Leute!“ Gisa klatschte in die Hände, sie sah erledigt aus, unter ihren Brüsten war das Achselhemd dunkel geworden, und auf ihren glatten braunen Schultern glitzerte Schweiß. Einen kurzen Moment wurde es ruhig, dann Getuschel, Gekicher; eine der Frauen aus Sabines Kreis deutet mit dem Kinn zu Gisa, während sie ihren Stuhl in den Kreis trug, und sagte grinsend etwas zu ihrer Nachbarin. „Ist doch Murks hier!“
Sie verschränkte die Arme.
„Ist doch Murks hier“, wiederholte sie. Drüben bei den Männern – zu denen Mark sich nicht zählte, er gehörte nirgendwo hin, worüber er froh war, worunter er aber auch litt – hatte einer einen Witz erzählt; das übliche dreckige Gelächter brandete auf, das immer auf irgend jemands Kosten ging, meistens auf Kosten von Frauen. „Leuuute – wie viele Einladungen braucht ihr. Die … Stühle, bitte. Werner, mach du mal den Anfang.“
Hinter Werner setzten sich sieben Männer in Bewegung, vierzehn Sportschuhe, sechs davon aus dem Discounter – schlurften los; dann endlich saßen alle, und das Kichern und Murmeln verebbte. „Wir a-at-men“, raunte Gisa. „Tief ein und mit der Lippenbremse laaangsam wieder aus.“
Erwartung machte sich breit. Gisa hatte die Musik ganz ausgestellt.
Sie atmeten ein und wieder aus, sie hoben die Arme über den Kopf und ließen sie ganz langsam wieder sinken, sie atmeten nach links über die Flanke und belüfteten mit hochgerecktem Arm den rechten Lungenflügel, sie atmeten ein und langsam wieder aus, und sie dachten an das Schicksal, das sie an einem x-beliebigen ganz normalen Tag irgendwann hierher geführt hatte. Hier und da noch ein Hüsteln, dann breitete sich in dem riesigen Raum Stille aus. Mark blinzelte zu Sabine hinüber; alle hielten die Augen geschlossen. Sabine hatte das Kinn gehoben, als würde sie das Gesicht der Sonne entgegenhalten, die Schlammspritzer an ihrer dunklen Jogginghose waren längst getrocknet, und die blauen Veilchenaugen lagen hinter den weichen schweren Lidern behütet wie unter einem Federbett.
„Wir at-men …“
Sie hörten das Scharren eines Stuhls, Gisa, sie legte diese CD ein, die einen geradewegs in den Himmel katapultierte, Harfenmusik, Meeresbrandung, Panflöten und all das, und sie atmeten ein und ganz langsam wieder aus, und alles andere war vergessen.
Dann klatschte Gisa sie in die Gegenwart zurück.
„Schluss für heute“, rief Gisa in ihrem engen hellblauen Achselhemd, und obwohl heute wieder soviel Murks gewesen war und Unordnung und Palaver, klatschten sie wie jedes Mal. Wie sie es beim letzten Mal gemacht hatten. Und beim vorletzten Mal. Und beim nächsten Mal wäre es genau wieder so."
13. Juli 2020
Dortmund entdecken,
die Vierte.
Die Runde (wie üblich mit Komoot) führt durch die unberührte Natur von Scharnhost; immer wieder auf den fast fünf Kilometern sieht man das "Landstroper Ei", den alles überragenden Wasserspeicher, der zur Zeit saniert wird. Riesige Felder gibt es, wo der Roggen gedeiht und wo am Rand Kornblumen stehen, der Klatschmohn übermütig rote Tupfer setzt. Auf dem Weg plötzlich mitten in der Landschaft ein kleiner Friedhof - so friedlich und still wie vielleicht vor hundert Jahren. Alles um uns herum atmet Sommer. Die Äpfel auf der alten Streuobstwiese bekommen langsam rote Backen, auch manche Beere - Himbeer und Holunder - nimmt Farbe an. Am Rand des ruhig daliegenden Lanstroper Sees sitzen Zwei, schweigen und angeln ... Drüben, in dem alten Gemäuer, wo ein paar Pferde stehen, streunt ein Hund, blickt kurz zu uns herüber. Dieser verschwiegene Landschaftsraum in Dortmund ist in seinem aktuellen Erscheinungsbild eine Folge von Industrialisierung, von Kohleabbau. Der See ist ein sogenanntes "Bergsenkungsgewässer", die 40 Meter über NormalNull entstanden aus Abraum. Am höchsten Punkt steht ein umzäuntes und mit Stacheldraht gesichertes Solarfeld.
Auf dem Weg nach unten grandiose Aussichten und viele seltene Arten bei Flora und Fauna. Und eine ganz und gar ungewohnte, ganz unglaubliche Stille ...
Und das kündigt "bodo" an:
"Eine Stadtschreiberin als Rückkehrerin, ein „Rektor“ einer Wildnisschule, ein Symphonieorchester nach Coronaregeln, eine Gleichstellungsbeauftragte zu Rollenmustern in der Pandemie, Corona-Bußgelder für Obdachlose, vier Positionen zu Rassismus und 250 Fahrräder für die Radwende: Das Straßenmagazin im Juli.
...
Im Interview spricht Maresa Feldmann, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Dortmund, über die Bedeutung von Sprache und die Kunst des Debattierens sowie über den Rückfall in alte Rollenmuster als Folge der Coroa-Krise."
Mein Treffen mit Maresa Feldmann, Sozialwissenschaftlerin und Chefin des Gleichstellungsbüros, fand Mitte Mai im Dortmunder Rathaus statt.
30. Juni 2020
Flusslaut
ist der Titel der jungen (seit November 2019 bestehenden) Online-Anthologie unter der Federführung des Literaturbüros Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Hier werden Lyriker und Lyrikerinnen aus dem Rheinland mit ihren Werken exemplarisch vorgestellt.
Der in Aachen lebende Autor und Herausgeber Christoph Wenzel sichtet die Texte und wählt aus.
Nun steht "Nebel" auf der Instragram-Seite - toll! Einverstanden! Das Gedicht ist dem Band "Gegen acht im Park" entnommen, den Jürgen Brôcan im Frühjahr in der
edition offenes feld herausgegeben hat.
Anthologie mit Gedichten rheinischer Lyriker*innen. Projekt des Netzwerks Literatur Rheinland und des @literaturbuero.nrw, kuratiert von @fundbureau.
6. Juni 2020
Leer, Saterland, Bad Zwischenahn, Oldenburg oder Bourtange ...
Norddeutschland, hier: Ostfriesland, und das benachbarte friesische Holland sind so reich an Schätzen, dass man sich kaum satt sehen kann. Sehr besonders unter anderem das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg, das wieder geöffnet ist und, natürlich, nur mit Maske betreten werden darf.
Die Festung Bourtange in Holland, dicht hinter der Grenze wurde im April 1945 von der Naziherrschaft befreit - von der 1. Polnischen Panzerdivision. Eine Gedenktafel erinnert daran. Sensationell in dieser Jahreszeit der "Hobbie"-Rhododendronpark, der größte Deutschlands, in Westerstede, der in voller Blüte steht und den man in stundenlangem Staunen durchstreifen kann.
Und dann ist da natürlich das Städtchen Leer - alt, malerisch. Wunderschön; mit einer gut bestückten Spezialbuchhandlung für Kriminalliteratur. Das Saterland,
umgeben von früher unpassierbaren Mooren liegt gleich nebenan, wo heute die kleinste Sprachinsel Europas liegt: Knapp 2000 Menschen sprechen hier das Saterfriesisch. Und dann ist da die
Gedenkstätte Esterwege, ehemaliges Konzentrations- und Strafgefangenenlager, wo erschütternde Dokumente, Fotos, Exponate gezeigt werden.
4. Juni 2020
Poesiefestival Berlin
nach 21 Jahren erstmals komplett online. Mit von der Partie: Jürgen Brôcan, der als Herausgeber der eof - edition offenes feld - in einem Video drei Neuerscheinungen der Edition vorstellt. Unter anderem meinen Lyrikband "Gegen acht im Park".
Und hier bitte klicken, um das Video aufzurufen:
https://poesiefestival.org/de/mediathek/edition-offenes-feld/
29. Mai 2020
In Ostfriesland gibt es ...
rabiate Störche und flauschige Hühner ...
lauschige Winkel und bunte Wiesen
alte Windmühlen und grüne Gießkannen
fromme Sprüche und Musik-Kneipen an Straßenecken, die "Marienheil" heißen
geschnitzte Haustüren und uralte Ziegelkirchen
und auf dem Friedhof Besen, die gut kehren, obwohl sie noch nicht alt und vielleicht aus dem Baumarkt sind. Auf denen steht "Ev.Kirche-Rhaude" (Rhaude ist ein sehr idyllisches Dorf), damit sie niemand aus Rhaude klaut.
Nicht allzu weit weg liegt dann das Meer ...
... das die geschätzte Autorin und Kollegin Jana Jürß ebenfalls liebt; sie ist Meisterin der Hochspannung, die gelegentlich auch eher Pragmatisches schreibt. Zum Beispiel ein Werk über "111 Orte an der mecklenburgischen Seenplatte die man gesehen haben muss", gerade erschienen bei emons. Jana Jürß stammt aus Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern und hat sich vor Jahren mit ihrer Familie in Ostfriesland niedergelassen.
Das letzte Treffen war vor dreizehn Jahren, als in der Kulturbrauerei Berlin der Literaturpreis der Autorinnenvereinigung verliehen wurde (mit dem Pfeil rechts nach oben scrollen, siehe unter "Auszeichnungen und Nominierungen"); ich durfte mich damals über den 1. Preis freuen. Im Anschluss in Rheinsberg eine Woche lang mit hochkarätigen Kolleginnen, darunter Karen Duve, Elke Erb, Marlene Streeruwitz oder Ginka Steinwachs diskutiert, geschrieben, gestritten und gelacht - das alles aufs Allerschönste moderiert von der damaligen Vorsitzenden Jana Jürß. Hier und heute großes Hallo in Ostfriesland. Erstmal den Schampus aufgemacht: ein Hoch auf vergangene Tage!
17. Mail 2020
Wieder möglich: Interviews live
Gleichstellungsbüro Dortmund: Maresa Feldmann, 46jährige Sozialwissenschaftlerin, ist hier seit 2016 kluge und kämpferische Chefin eines sechsköpfigen Teams. Nach
den Corona-Lockerungen hat sie eins ihrer knappen Zeitfenster für ein schon länger geplantes Interview geöffnet, das in luftiger Höhe und dem gebührenden Abstand im Neuen Rathaus stattfand.
Informativ und aufschlussreich war es - insbesondere, was Rückschritte in Sachen Gleichberechtigung für Eltern mit Kindern angeht. Aber auch im Krebsgang - im Takt von zwei-vor-eins-zurück -
stimmt weiter die Richtung in Sachen Geschlechtergerechtigkeit . "Danach" muss vieles allerdings neu justiert und sehr deutlich verbessert werden.
Die Reportage über Maresa Feldmann und viele weitere spannende Beiträge findet man im übernächsten Monat in der Juli-"bodo". Autorin ist Ursula Maria Wartmann.
Fotos: Daniel Sadrowski.
12. Mai 2020
Yeah! Heute mal kein Schloss ...
sondern eine kleine Neuigkeit in Sachen Literatur.
Die Übersetzung von "Nicht hier bei uns im Ort" durch die Gruppen von Studierenden der Universitäten Leeds und Kingston upon Hull ist abgeschlossen. Die Original-Geschichte findet man in "Der Bourbon des Grafikers", edition offenes feld, Hrsg. Jürgen Brôcan. Und die englische Version nun auf der Webseite von LeedsDortmund 50 unter dem Titel "Not here. Never"
Zur Entstehungsgeschichte des Übersetzungsprojekt mehr hier unter der Rubrik 2019.
Zum Lesen der englischen Version klicken Sie auf den Link links: Story from Ursula Maria Wartmann.
Thanks to you all for your efforts. It was a great time with you!
10. Mai 2020
Seit gestern wieder geöffnet: Der Garten von Schloss Lembeck im hohen nördlichen Teil des Ruhrgebiets an der Grenze zum Münsterland. Das 1670 erbaute mächtige Wasserschloss liegt in Dorsten-Lembeck (Kreis Recklinghausen) und besticht nicht nur mit inneren (Heimatmuseum, Prunk und Pracht vergangener Tage in den repräsentativen Räumen des Schlosses) sondern auch äußeren Werten: dem wunderschönen Garten; Barockpark einst und heute englischer Garten mit einer Vielzahl verschiedener Rosenzüchtungen. Um diese Zeit blühen - und verblühen - die Rhododendron-Büsche, die einen süßen magischen Duft verströmen. 150 verschiedene Sorten sind es in diesem verwunschenen Park. Die Landpartie fällt in diesem Jahr aus, auch das "classic festival"; Schloss und Heimatmuseum sind bis auf Weiteres geschlossen. Aber immerhin: der Park ...!
4. Mail 2020
Volksgarten Lütgendortmund und Wasserschloss Haus Dellwig ...
Wieder eine Runde voller Höhepunkte. Die Komoot-App weist den Rundweg mit 4,9 Kilometern aus; mit Staunen, Gucken, kleiner Pause und Fotografieren waren wir wie üblich dafür ungefähr 2,5 Stunden unterwegs. Diesmal noch etwas länger, was einem interessanten Pläuschchen mit drei munteren Damen geschuldet war, deren Weg wir kreuzten. Unglaublich: haben wir jemals derart mächtige Bäume - Kastanien, Eichen, Buchen - gesehen, wie auf diesem Weg?! Der Stamm der knotigen Blutbuche hat fünf Meter Umfang; angefangen hat sie als winziges Rotbuchen-Kind, und zwar im Jahr 1860, wie eine Tafel ausweist. Unbekannte Pflanzen am Wegesrand, vor dem Wasserschloss wundersamerweise ein Eiswagen - oh, wie schön, ein Stück altes Leben. Oh, bitte: zweimal Karamel und Cappuccino!
Auf dem Rückweg am frühen Abend durch Marten quietschende Bremsen: Haaaalt! Standen da gerade die Kirchentüren auf? Die Immanuel-Kirche hatte zur Einkehr, zum Innehalten geladen. Zehn Minuten hatten wir noch. Ungläubig und mit riesengroßen Augen liefen wir durch das Gotteshaus, das mit seiner ungewöhnlichen Pracht und Wand- wie Deckenmalerei an eine Synagoge erinnert oder an eine Moschee: es handelt sich um die einzige Jugendstilkirche Dortmunds, lernten wir. Die Fenster gehören zu den bedeutendsten Jugendstil-Fenstern in Deutschland. Was für ein End- und Höhepunkt unserer Tour!
(Unterwegs noch ein paar Fliederzweige geklaut ...)
3. Mai 2020
Home town Oberhausen ...
ein Besuch muss manchmal einfach sein, und ist ja, wie alles hier, quasi um die Ecke - Nachbarstadt(teil) eben.
Dies und das ist zu erledigen, unter anderem steht traditionell ein Besuch am Familiengrab und das Schwelgen in Erinnerungen an - in schönen und nicht so schönen, wie's halt so ist im Leben.
Das Schloss mit seiner Gedenkhalle und die Ludwig-Galerie mit ihren häufig politisch brisanten Ausstellungen sind momentan geschlossen; doch einmal durch den benachbarten Kaisergarten ist bei jedem Besuch ein Muss. Spannend die Brücke über den Rhein-Herne Kanal und die Frachtschiffe, die Richtung Rhein tuckern.
Gleich nebenan der Gasometer und ein etwas verstörender Konsumtempel namens Centro. Dort stand, in einem anderen Leben, der Hof meiner Urgroßeltern. Deren Kind,
meiner Großmutter Franziska, habe ich in dem Essay "Heimat - Alles passt!" eine kleines Denkmal gesetzt. Sie hätte ein großes verdient.
Siehe oben unter "Textproben".
30. April 2020
LD50: Spätlese aus Dortmunds Partnerstadt
Leeds
Waltraud Haße wanderte gerade 19-jährig nach dem Zweiten Weltkrieg von Werne / Landkreis Unna nach England aus. In Dortmunds Partnerstadt Leeds lebt deren Tochter Karen Buckland, die, wie so viele Menschen auch in Deutschland, zwei Welten in sich vereint ...
Von Ursula Maria Wartmann
Sie ist 58, im Sternzeichen Jungfrau geboren, und sie ist ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Blond, schlank, blaue Augen, die Brille ... „Val“ wurde ihre Mutter genannt, für „Waltraud“; wenn Tochter Karen Buckland in ihrem Reihenhaus am Stadtrand von Leeds von ihr spricht, klingt noch immer Trauer durch. „Sie war so wichtig für mich“, sagt Karen, „und dann ging 2011 alles so schnell. Von der Diagnose bis zum Tod waren es gerade vier Monate. Krebs, die Bauchspeicheldrüse.“
Karen Bucklands Deutsch ist gut, aber ihr Akzent ist unüberhörbar. In England ist sie eine Deutschstämmige der zweiten Generation; sie wurde nicht weit von Leeds, Dortmunds Partnerstadt, geboren, in Kingston upon Hull. Ihre Mutter stammte aus Werne. Vier Jahre nach Kriegsende hat sie die Koffer gepackt und sich in England als eine Art au pair verdingt. Das hieß damals nicht so, und es muss eine ziemliche Schufterei gewesen sein. Die junge Deutsche hatte so manches an Anfeindungen auszustehen; „Nazi-Schlampe“ wird eines der moderateren Schimpfworte gewesen sein. Die „Hölle“ sei es am Anfang in England gewesen, erklärte sie später. Dennoch: Sie ist geblieben und hat sich durchgebissen ...
Mehr
zu Karen Buckland im ECHO der Vielfalt unter
www.vmdo.de.
zum Autor*innenaustausch LeedsDortmund (LD50) unter der Rubrik 2019
zu einer Reise zwischen Leeds und Kingston upon Hull unter der Rubrik Textproben
26. April 2020
Dortmund entdecken, die Dritte. Vom Volksgarten in Mengede durch Wald und Flur und eine ganze Weile am Kanal entlang. Knapp fünf Kilometer, dann
ist man bei dieser gemütlichen Wanderung wieder am Ausgangspunkt. Unterwegs ist eine ganze Menge zu bestaunen: ein verstecktes Kriegerdenkmal (1914 - 1918) am Waldrand. Ein altes Fachwerkhaus in
der Ferne. Kopfweiden und Tümpel. Verschwiegene Lichtungen und verwunschene Pfade. Entlang des Wegs ungewöhnlich viel Waldmeister - ganz wichtig für bevorstehende Maibowlen-Gelage ... Wie mit dem
Lineal gezogene Baumreihen führen am Dortund-Ems-Kanal entlang. Unterhalb des Deichs grasen Pferde, Kanus liegen verschlafen neben alten Schuppen, erste Sonnensegel sind gespannt. Es gibt entlang
der Strecke übrigens tolle Einkehrmöglichkeiten fürs radelnde Volk. Leider - warum nur, ha ha! - sind alle zur Zeit geschlossen? Und, klar, unter Brücken Graffiti: jede Menge. Jede Menge Schrott
darunter; manches gut gemacht und witzig.
24. April 2020
Besuch in Marl. Das Theater verwaist. Niemand begehrt Einlass ins Heimatmuseum. Die Fahrradständer von Gras und Gänseblümchen überwuchert. Das Schwimmbad im Winterschlaf.
Hier und an anderen Theatern, Schlössern, Zelten und alten Zechen, Kirchen oder Kunsthallen der Region würde vom 1. Mai bis 14. Juni eines der größten Theaterfestivals Europas stattfinden: die legendären "Ruhrfestspiele Recklinghausen", die Jahr für Jahr eine rekordverdächtige Anzahl von Gästen aus aller Welt anzogen und zu frenetischen Begeisterungsstürmen hinrissen. Auch das Theater Marl hätte wie üblich als Spielstätte dazu gehört. In Herten ...
... der Stadt gleich nebenan
gibt es im idyllischen Heinehof lecker essen "to go". Der Hofladen hat geöffnet, und in der Küche stehen gute Geister am Herd - auch wenn das Lokal selbst geschlossen ist. In der Tenne stapeln sich die Kartons mit Spargel, einen Hof weiter galoppieren stürmische Pferde über ausgedehnten Koppeln, schönste Schäfchenwolken über alledem, und trotzdem ist alles ganz anders.
Faszinierend in diesen Tagen, die Metropole Ruhr in all ihren Facetten anders zu entdecken als gewöhnlich. Und doch: So riesig die Sehnsucht, der Wunsch, auch all
ihre überbordende Kultur wieder erleben zu können. Wir sind verwöhnt. Nirgendwo in Europa (!) gibt es solch eine Dichte an überragender Kunst und Kultur (by the way: auch an Universitäten) wie
hier im Ruhrgebiet: in der "Stadt der Städte" - der Metropole Ruhr.
Timo Brandt
hat im Signaturen - Magazin
eine Rezension zu "Gegen acht im Park" geschrieben.
Er kann sehen, verstehen und wertschätzen.
Wunderbar! Mein Dank gilt dem jungen Kollegen aus Wien.
20. April 2020
Dortmund entdecken, die Zweite und meine erste ... nun ja, äh ..., Halde: Die Halde Schwerin. Nicht ganz Dortmund, zugegeben, sondern schon Castrop-Rauxel gleich nebenan, zehn Kilometer vom Dortmunder Unionviertel entfernt und sehr besonders. Eine von vielen Halden im Ruhrgebiet, sogenannte Landmarken, die das Bild der Metropole Ruhr schon beim Durchfahren prägen. Aus dem Abraum der Bergwerke, aus Deponien und Kippen, ist eine Bergwelt geworden, die, würde man sie aufeinander stapeln, einen Sechstausender ergeben würde. So aber hat man nicht geklotzt, sondern aufs allerschönste gekleckert und auf die Kuppe einer jeden Halde etwas ganz Besonderes gesetzt: spektakuläre Installationen, wie eben hier auf die Halde Schwerin. In 147 Meter über NN wurde mit 24 riesigen Stahl-Stelen eine Sonnenuhr installiert, die, wenn man die Treppen auf einer der vier Achsen erklimmt - aus Bahnschwellen etwa oder Grubenholz gebaut - ein wenig anmutet wie die Thing-Plätze, die wir zuletzt, als wir noch reisen konnten, in Schweden gesehen haben: majestätisch, erhaben. Und irgendwie nicht ganz von dieser Welt. Wunderschön jedenfalls (obwohl: der Kurler Busch muss erst noch getoppt werden!) und auch hier sind Start und Ziel übrigens eine Bushaltestelle. Einen PKW braucht man also nicht unbedingt, wenn man mit "komoot" unterwegs sein will, das ist beachtlich und sehr klasse.
Der Name Schwerin kommt übrigens nicht aus der wirklich schönen Stadt mit dem imposanten Schloss in Mecklenburg-Vorpommern; die Zeche in Castrop-Rauxel hieß "Graf
Schwerin". Wenn man der Sonnenuhr den Rücken kehrt, führen viele Wege zurück. Alle sind grün, malerisch und haben überraschende An- und Aussichten.
14. April 2020
Dortmund entdecken ...
ist unheimlich spannend, und was zu Beginn aus der Not (Corona) eine Tugend machen (Spaziergänge oder Radtouren) war, wird ganz sicher auch langfristig etwas Wunderbares sein. An der Peripherie der ehemaligen Altstadt mit ihren Wallanlagen gibt es über einhundert teils dörfliche Stadtteile mit Fachwerkensembles um uralte Kirchen herumdrapiert, Burgen und Wasserschlösser und geradezu unglaubliche allerschönste Naturidylle, ein dichtes Beieinander von Stadt, Land, Fluss.
Das alles und noch viel mehr kann man per App ("komoot") erkunden, die auch Ortsunkundige zuverlässig über Stock und Stein führt.
Die Route führte am Ostermontag über Kirchderne (St. Dionysius, westfälische Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert, Kriegerdenkmal) zum Kurler Busch, einem Naturschutzgebiet von gut 197 Hektar; herrlich: auf einer Lichtung plötzlich ein verträumter Teich, auf dem zwei stille schneeweiße Schwäne kreuzten.
Zurück im Auto Richtung Zeche Gneisenau in Derne (ab 1886 wurde hier Steinkohle abgebaut; die Zeche war mit 6300 Bergleuten in den 1970ern eine der größten in Europa und ist heute Industriedenkmal) - noch eben aussteigen, noch ein paar Fotos.
Dann Haus Wenge, ziegelroter Adelssitz aus dem 13. Jahrhundert, Spargelfelder, Bauernhöfe. Der alte Wasserspeicher, das "Lanstroper Ei". Unterwegs gesehen: den Hinweis zum Blindenfussballplatz des BVB Dortmund. Typisch Ruhrpott: "Wo das geht, geht alles."
12. April 2020
Frohe Ostern!
9. April
Spannend, mal reinschnuppern:
Plattform für Lyriker*innen aus dem Rheinland unter Federführung des Literaturbüros NRW in Düsseldorf.
Demnächst auch mit Beiträgen von mir.
https://www.instagram.com/fluss_laut/
8. April 2020
"Regen zwischen Hull und Leeds"
Die Feiern zur 50jährigen Städtepartnerschaft Leeds - Dortmund in England haben stattgefunden.
Der Gegenbesuch der Autor*innen aus Leeds findet in diesem Frühling genauso wenig statt wie irgendetwas sonst. Aus Dortmund waren noch vor vor einigen Monaten Ralf Thenior und Ursula Maria Wartmann zu Gast in der nordenglischen Partnerstadt. Ich habe von dort drei Texte mitgebracht. Einen davon finden Sie hier unter Textproben: "Regen zwischen Hull und Leeds"; Lesezeit etwa 15 Minuten.
Längere Fotostrecken aus den überaus malerischen nordenglischen Städten Leeds und Hull finden Sie unter der Rubrik 2019.
Viel Spaß beim Lesen und Schauen!
5. April 2020
Reiterhof, Bauernhof, Landschaft mit Stadion - reizvolle Gegensätze in der Metropole Ruhr.
Spaziergang zu zweit, um Kraft zu tanken. Die Natur tut gut, die Wärme der Sonne. Wenige Menschen sind unterwegs, die meisten wirken bedrückt, aber zu einem Schwätzchen mit dem gebührenden Abstand kommt es dennoch oft. Die Herzlichkeit der "Ruhris" wärmt genauso wie die Sonnenstrahlen, und dann, so sagt das Sprichwort, ist geteiltes Leid ja auch halbes Leid - zumindest für einen Moment.
Fotos (c) Petra Paplewsky
4. April 2020
Samstagsspaziergang
- allein - durchs Unionviertel. Kaum jemand unterwegs, der Westpark verwaist, die Lieblingskneipe geschlossen. Plakate auf der Litfass-Säule gelten nicht mehr. Die Spielplätze sind abgeriegelt. Was für ein
Wahnsinn.
2. April 2020
"Ein Fundort für literarische Trüffelsucher"
Danke, Şafak Sarıçiçek. Das klingt gut!
Şafak Sarıçiçek
30. März um 06:59 ·
Zwei Neuerscheinungen unter der Herausgeberschaft von Jürgen Brôcan in der edition offenes feld ! Einmal Essays und poetische Kurzprosa von Bettina Klix ,Träume Tricks Trümmer Tränen‘ sowie das Lyrikdebüt von Ursula Maria Wartmann: ,Gegen acht im Park‘. Die eof ist ein Fundort für literarische Trüffelsucher, empfehle den Besuch !
Träume Tricks Trümmer Tränen
ISBN 9783750429857
http://www.offenesfeld.de/Klix2.html
Gegen acht im Park
ISBN 9783750459960
http://www.offenesfeld.de/Wartmann2.html
31. März 2020
It's done!
"Expressiv, wütend, aber auch zärtlich und einfühlsam sind die Gedichte von Ursula Maria Wartmanns Lyrikdebüt. Ihre Themen sind die
Bedrohung der Natur und die aktuelle Gefährdung der Welt durch Mitleidlosigkeit, durch Dammbrüche aller Art. Die Dichterin versteht sich auf kräftige Farben, aber auch leichthändige Skizzen über
Liebe und die Angst vor Verlust. Oft sind ihre Beobachtungen aus dem Alltag gegriffen, in einem Hotel, auf einem Bahnhof oder hoch oben auf einem Turm im Silvesterfeuerwerk; oft übernimmt auch
die Phantasie und spinnt diese Alltagsszenen weiter. Wartmanns Lyrik zeichnet in einprägsamen Bildern aus, was auch ihre Erzählungen bestimmt: sie sind menschenfreundlich und weltzugewandt, trotz
allem."
Ursula Maria Wartmann, geb. 1953 in Oberhausen, lebt nach langen Jahren in Aachen, Marburg und Hamburg in Dortmund. Die studierte Soziologin und gelernte Redakteurin wandert zwischen den Welten und Genres: zwischen Roman und Reportage, zwischen Essay, Erzählung und Lyrik. Sie wurde für ihr journalistisches und literarisches Werk mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschienen in der eof ihre gesammelten Erzählungen »Der Bourbon des Grafikers« (2019).
zu bestellen zum beispiel hier:
28. März 2020
Malerische Metropole Ruhr: Essen-Kettwig ...
frühlingshaft warm im letzten April. Kleine Fluchten - auch hier und heute noch möglich ...
27. März 2020
Hinter dem Dortmunder Campus
ein lauschiger Rundweg: durchatmen und ein bisschen Sonnenkraft tanken in schwierigen Zeiten. Gespräche, manchmal auch Lachen, am Wegesrand mit Fremden - in
gebührendem Abstand. Wie gut das tut! Studierende der TU (ca. 35 000, Dortmund gesamt über 50 000) aus aller Welt
schätzen das enge Nebeneinander von Natur und dem prallen urbanen Leben Dortmunds und der riesigen Metropole Ruhr - wenn es denn nicht gerade außer Kraft gesetzt ist.
26. Februar 2020
Work in progress -
Besuch bei Jürgen Brôcan
Das Cover meines Lyrikbands zeigt eine Radierung von Willem Buytewech (geb. 1591 in Rotterdam, gest. 1624 ebenda). Buytewech, der als Maler, Zeichner und Radierer arbeitete, wird als "Erfinder" der niederländischen Genremalerei bezeichnet.
Den drei Themenblöcken von "Gegen acht im Park" sind ebenfalls Radierungen des Künstlers vorangestellt.
24. Februar 2020
Ein Beitrag auf fixpoetry von Timo Brandt - Auszug zur letzten Nummer der Literaturzeitschrift offenes feld:
... Die andere Debütantin ist Ursula Maria Wartmann, die bereits einiges an Prosa veröffentlicht hat, und deren erstes Gedicht „Vietnam“ mich ein wenig an mein oben genanntes Gedicht über Kabul erinnert, deren Verse aber voller bestechend-sinnlicher Momente sind, wie etwa hier:
„Schweinesonne. So nennen sie
den vollen Mond. Der kalte Schatten
wirft, der Moose bescheint und das
Zittern der Insekten in straff
gespannten Netzen.“
...
23. Februar 2020
Gedicht Nr. 4/4 aus Zeeland
Mutter Erde
Die Zeit reißt den Rachen auf
schluckt Sterne Wellen stellen
das Funkeln ein nichts schwappt mehr
glitscht und gurgelt kein schweres Meer
mehr der Schlick tot wie Staub im All
nur noch der matte Strahl der Sonne
kühl wie ein flüchtiges Lächeln.
Auf dem Mars
liegen die letzten
Siedler stöhnend
unter der Pandemie.
20. Februar 2020
Jubel! Der Coverentwurf steht.
Der Titel auch: Gegen acht im Park.
24. Februar 2020
Gedicht Nr. 3/4 aus Zeeland
Wir schultern den Sturm
Im Westen kommt der Wind
vom Meer her faucht wie die Flamme
im Innern des großen Ballons wir schultern
den Sturm leichthändig und entschlossen wir
finden Muscheln das sperrige Garn von
Netzen Frisbee-Scheiben und helle
Panzer der Krebse die See geht schwer
und bleigrau und Sand prasselt auf Haut
in die Ohren die Augen wir besteigen
am Ende die Flügel der Windmühle wir
feuern den Ofen der Backstube an.Wir hüten
die Schätze vom Strand in feuchten
Beuteln aus Leinen.
18. Februar 2020
Gedicht Nr. 2/4 aus Zeeland
Schlagbaum
Der Schlagbaum geschlossen. Die
Schotten sind dicht. Gib dunklen Rum
in den Tee und Sahne leg
ein Buchenscheit nach. Lass den
Hagel vorm Haus sieh nach ob
die Schriften beurkundet sind. Höre
den Träumen des Hundes zu dem
Zittern der Läufe dem Zucken
der Lefzen. Denke an nichts und
wünsche dir nichts für den kommenden Tag.
Gib Sahne zum Tee und mehr Rum. Drücke
die Faust auf den Schmerz
bring das Blut
zum Stillen.
15. Februar 2020
Gent. Ausstellung Jan van Eyck
Menschen aus aller Welt pilgern derzeit "zum Museum voor Schone Kunsten" ins belgische Gent, um eine nie dagewesene Sammlung der Kunst Jan van Eycks zu bewundern, dem berühmtesten flämischen Maler des Spätmittelalters. Ehrfürchtiges Staunen, Verweilen, Flüstern und wieder zurück, noch einmal, zu diesem oder jenem Bild, zum nächsten ... und jedes Mal Neues sehen.
Nicht glauben können, dass vor sechshundert Jahren ein Mensch so etwas perfekt
Durchkomponiertes geschaffen hat. Van Eyck starb früh, mit Anfang fünfzig im Jahr 1441. Er ist Vorreiter der neuen naturalistischen Kunstepoche, die sich damals nördlich der Alpen durchsetzte,
und wurde als "König unter den Malern" gefeiert.
Gent selbst ist eine malerische sehr alte Stadt, nach Antwerpen die zweitgrößte Belgiens; die Kathedrale St. Bavo beherbergt den weltberühmten Genter Altar Jan van Eycks.
14. Februar 2020
Vier Gedichte aus Zeeland mitgebracht
In den nächsten Tagen präsentiere ich sie hier.
Im Frühjahr wird mein Lyrikband erscheinen. Hochwertige Gestaltung mit Schutzumschlag und Fadenheftung. Hrsg. Jürgen Brôcan in der edition offenes feld.
Gedicht Nr. 1/4 aus Zeeland
Der König hat überlebt
Am Autobahnrand schütteln sich
hohe rostrote Gräser fliegen vorbei
wo hinten im Niederland in
Knicks die Kopfweiden tuscheln in
den Häusern zeichnen Menschen mit
Fingerkuppen die Umrisse ihrer Körper nach
während der Hund seufzend den Kopf
zwischen die Vorderläufe legt gräbt
ein Kind am harten Strand
aus Sandverwehung die Puppe zeigt sie
im Fäustling der Mutter her:
ein Holzstück grob das Gesicht geschnizt
ein Mann ein König vielleicht aus
seinem Kral sein Kleid am Hals verknotet
verschnürt mit blauen Kreisen gelben Rhomben
moccabraunem Grund.
Der König
hat überlebt.
4. Februar 2020
Altes Gräberfeld im Westpark: Quelle lyrischer Inspiration
Altes Grab. Winterlicht
Da ist Moos wie Kissen heute hingetupft
auf das Grab in das der Steinmetz damals
seine Schriften schlug. Hammer und Schlegel hast du
zur Seite gelegt im Sterben weinte vor hundertfünfzig
Jahren die Witwe; die Kindergesichter dunkel
in der Kapelle im Schmerz die letzte Ruhe
nun im Gewusel des Parks: Moos nistet auf
Totholz auf Wurzeln auf Steinen und in den Serifen.
Das C das E erhaben in grüner Dichte
das Moos wirft ruhige Schatten Winterlicht
und ruft nach Streicheln wie ein Kinderkopf
Krumen in Spalten im Stein; tief unten in Herzhöhe
die Gravur im Gold. Der Ring in harter Schicht aus Lehm;
der Goldschmied gab ihm damals lächelnd eure Namen.
Im Frühling kommt ein Kind wird eine rote
Plastikharke halten das Moos so zärtlich kämmen
wie Hundehaar. Und später weinen wenn es fällt die Knie
sich aufschürft nichts vom Sterben weiß.
27. Januar 2020
Drei neue Gedichte - zwei davon den großen Bränden geschuldet. Im Frühjahr wird in der edition offenes feld unter der Herausgeberschaft von Jürgen
Brôcan mein Lyrikband erscheinen.
Von unten
Von unten die Hast der Flammen ihr unversöhnliches
Tasten die strenge Arbeit am Stamm
Rinde bis Wipfel Knistern ins Ziel
und Knacken und Flug von Funken und
Flocken von Asche wie Knallkörper zwischen
geschwärzten Nadeln der Fichten. Die ganzen,
die mächtigen Bäume am Berghang
im Brennen Lodern und Lecken
ein Donnerschlag während unten
am Fluss sich Wiesenschaumkraut vergnügt
in der Hüfte wiegt und unter dem bunten Hüpfen
der Ranzen Kinder den Schulweg nehmen
der Brandstifter schwingt sich aufs Mountainbike
sein Smartphone das Lodern der Flammen hat er gepostet.
Der große Brand
Im Wind hinterm Deich
da ziehen sie nachts auf hellen Flügeln der
Wolken durchs Land und legen
dem Mond den Mund auf die Wange:
sie treiben durch gläserne Luft erfrischen
die Lungen die Haut die feuchte Wölbung
der Augen im Staunen das Widerspiegeln
von Licht die Schönheit
so grenzenlos dann
brennt Australien hier oben auf
den hellen Wolkenflügeln
klingt der Schrei der sterbenden Millionen
wie wehes Zittern von Geigensaiten ein Geruch
brennt sich zwischen die Buchdeckel die Geschichte wird
neu geschrieben. Bangemachen gilt.
Bald brennen wir auch drängt
Rauch durch Kamine.
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Sie schnüren die Stiefel entsichern
das Gewehr betreten entschlossen
die Bühne. Erst ist es das online dating
nach einer Weile der Flirt
im Park dann tasten in einem
dämmrigen Zimmer Zungen zögernd
nach Trost.
Doch.
Keine. Nicht eine. Nicht eine einzige Chance:
Sie legen keine Sekunde die kugelsicheren
Westen ab, da reicht es am Ende
nicht
nicht
einmal
für ein Adieu.
25. Januar 2020
Besuch im Sauerland
Knapp eine Stunde ist Arnsberg von Dortmund entfernt. Schönes Fachwerk gibt es hier, ein ganzes Viertel mit Klassizismus, eine wunderbare Buchhandlung, die einen
Schaukasten mit Büchern des seit 1912 bestehenden Insel-Verlags zeigt. Und den Bücherschrank mitten in der Altstadt. Die Ruhrschleife schließt die Altstadt
auf zwei Seiten ein; auf dem beliebten Ruhrtal-Radweg fährt man bis zur Quelle der Ruhr genau 68 Kilometer.
24. Januar 2020
ALLES KUNST!
Das BCW (Biercafé West) unter der Leitung von Cüneyet und Gülten ist eines der vielseitigsten und spannendsten Lokale in Dortmund geworden; hier wird Diversität in all ihren fröhlichen Facetten gefeiert. Politik und Biertasting, Musik und abendlicher Ökomarkt, Salsatanz oder Mitsing-Projekte ...
Demnächst wird dort auch diskutiert werden, und zwar unter dem Label "Alles Kunst!"
Initiator ist der Lyriker, Essayist und Übersetzer Jürgen Brôcan. "Wie entsteht ein
Gedicht? Warum ist dieses Buch der Autorin erfolgreich, warum das Bild jenes Malers? Wodurch entsteht Spannung im neuesten Hollywoodfilm? - Über Kunst, ihr Wirkung und Entstehung wollen wir jeden
ersten Donnerstag im Monat reden: mal themenbezogen, mal freier Austausch, nicht akademisch trocken, aber doch auf einem gewissen Niveau. Kurzum: Wir wollen von Hölzchen auf Stöckchen kommen,
weil alles irgendwie zusammenhängt."
Kunstschaffende jeden Genres und überhaupt alle an Kultur Interessierten sind gerne gesehen.
Erstes Treffen: Donnerstag, der 6. Februar von 18 bis 19.30 im BiercaféWest, Lange Straße (Krautscheid-Haus)
23. Januar 2020
Vor genau zehn Jahren waren Dortmund und die gesamte riesige Metropole Ruhr Europäische Kulturhauptstadt. Einer der zentralen Orte, wo dieses Ereignis begangen wurde, war das "Dortmunder U", einst Brauereihochhaus der Dortmunder Unionbrauerei und heute Zentrum für Kunst und Kultur mit den berühmten "fliegenden Bildern" des Filmemachers Adolf Winkelmann.
Der Blick geht hier vom Vorplatz des "U" Richtung City und Boulevard Kampstraße. Das "U" wurde - knapp - zum Kulturhauptstadtjahr fertig,
16.1.2020
Neuer Weg
Drei von acht Gedichten in der neuen Ausgabe der Literaturzeitschrift offenes feld.
Auf diesem lyrischen Weg wird es (unter anderem und ganz besonders) für mich weitergehen; ich freue mich darauf.
die neue offenes feld
Mit Beiträgen bekannter Autor*innen.
Mit acht Gedichten stelle ich mich erstmals als Lyrikerin vor.
Vor kurzem erschienen
Ursula Maria Wartmann:
Der Bourbon des Grafikers
Hrsg: Jürgen Brôcan
edition offenes feld
224 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag 19,50
ISBN 9783 7494 8703 5
"Der Mann, der heimlich zwei badende Mädchen beobachtet, die Mutter, die ihr Kind liebt und es dennoch verrät. Die junge Frau, die aus der missglückten Ehe in die Arme einer Liebhaberin flieht, der Familienvater, der jahrelang ein Doppelleben führt ... Die Menschen in Ursula Maria Wartmanns Gesammelten Erzählungen "Der Bourbon des Grafikers" versuchen, auf die eine oder andere Art etwas vom Glück abzukriegen, sie ringen darum, strampeln sich ab. Sie handeln richtig und handeln falsch, sie machen sich schuldig oder verhalten sich heldenhaft. Sie scheitern oder gewinnen, sie spielen das Spiel wie wir alle: So gut es eben geht ..."
8. Januar 2010
Back in town ...
und Kurzausflug nach nebenan ins Münsterland, wo es zum Jahreswechsel nun auch im Lieblings-Landgasthof eine Bücherkiste mit Selbstbedienung gibt. Das neueste von
Maria Braig aus dem Berliner Querverlag gefunden ...
3. Januar 2020
Dinant, Namur ...
Huy und Ramelot. Jahreswechsel in der Wallonie. In wenigen Tagen Deborah Feldmans "unorthodox" verschlungen. Kultur und Kunst, Literaturhäuser und Galerien, Geschichte und Architektur genossen in einem Landstrich, der so nah ist und doch so sehr eine andere spannende Welt ... Inmitten der malerischen Idylle bizarr und immer sehr präsent: Die Kühltürme des Atomkraftwerks Tihange.